Ein Junge ging in die Innenstadt zum Einkaufen. Es war ein geschäftsreicher Tag. Hunderte, ja Tausende von Menschen liefen durch die Straßen. Der Junge war, wie die meisten anderen auch, schwer bepackt. So passierte es dann auch, dass er an einem Bordstein stolperte und hinfiel.
Jetzt lag er da mit seinen Einkaufstüten. Sein Fuß war verletzt, so dass er nicht mehr aufstehen konnte. Keiner der vielen Menschen half ihm. Er sah, wie die Einkaufsstraßen immer leerer wurden. Die Geschäfte schlossen ihre Türen und der Junge lag immer noch im Dreck, den der hektische Tag auf den Straßen zurück ließ.
Er sah die Sonne untergehen. Die Fenster der anliegenden Wohnhäuser erhellten sich und die Straßenbeleuchtung wurde eingeschaltet. Es wurde kühler. Der verletzte Fuß des Jungen schmerzte. Nach und nach erloschen die Lichter hinter den Fenstern wieder. Spät in der Nacht schalteten die Straßenlaternen ab. Die Kälte und Dunkelheit der Einsamkeit kroch in den Jungen hinein und er konnte nicht schlafen, weil der Straßenbelag so hart war, dass jetzt sein gesamter Körper von Schmerz erfüllt war.
Nach einer langen Zeit begann die Dunkelheit des Himmels einem leichten rötlichen Schimmer zu weichen. Es wurde heller und die ersten Sonnenstrahlen kamen die Straße entlang und blendeten den Jungen. Er sah die Umrisse einer Gestalt inmitten der aufgehenden Sonne auf ihn zukommen. Ein junges Mädchen mit langen blonden Haaren lächelte ihn an, half ihm hoch und ging mit ihm fort.
Wer merkt bei diesem Text,
dass die Sonne in der selben Richtung aufgeht,
in der sie auch untergegangen ist?
Ist das Mädchen ein Engel?
Dieser Text entstand Mitte der 80er Jahre als einer meiner letzten Texte.